Bundestag der Schützen machte Zusammenhalt in der Krise zum Thema
„Heimat ist die beste Medizin“
Aus der Not eine Tugend machen. Das ist den Gastgebern in Mönchengladbach des Bundestages der Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften am 18. September 2021 gelungen. Das Ziel, von Bezirksbundesmeister Horst Thoren formuliert, wurde erreicht: Von Mönchengladbach soll ein Zeichen des Zusammenhalts ausgehen.
Der erste „Bundestag der Schützen“ war natürlich kein Ersatz für das wegen Corona abgesagte große Bundesfest, aber sicher eine feine, aussagekräftige Veranstaltung. Die Impulswirkung, die sich Bundesschützenmeister Emil Vogt erhofft hatte, lässt sich an der einhelligen Erkenntnis der 250 Teilnehmer aus Brauchtum, Politik und Gesellschaft festmachen: Das Wir-Gefühl trägt uns durch die Krise!
Dazu gehört wohl auch, für die eigenen Überzeugungen notfalls kämpferisch einzutreten. So nutzten Vogt wie Bundespräses Monsignore Robert Kleine den Bundestag der Schützen, um ihren Standpunkt gegenüber der AfD zu betonen: Mit unseren christlichen Werten sind die politischen Überzeugungen der Rechtsextremen nicht vereinbar, erklärten sie. Dafür gab es Beifall schon zu Beginn der Dankmesse, die der Bundespräses mit seinem ausführlichen Statement eröffnete und dabei Bezug nahm zu einer aktuellen Mail der AfD an Bruderschaften und Vereine. Vogt äußerte sich später in der Podiumsdiskussion ähnlich.
Der dreigegliederte Bundestag bot mit Dankmesse (Thema: Der gute Hirte), Podiumsrunden (Heimat, Zusammenhalt, Ideale) und dem Angebot der Begegnung im Borussiapark (Freunde sollt ihr sein) vielfältige Ansätze, sich mit den Zielen und Aufgaben der Bruderschaften auseinander zu setzen.
Horst Thoren hatte zu Beginn darauf hingewiesen, dass Schützen gern mit Feiern und Freude in Verbindung gebracht würden, der Kernbegriff der Verantwortung aber von Außenstehenden kaum wahrgenommen würde. Propst Peter Blätter ging in seiner Predigt auf die Tradition ein, die sich entwickeln müsse, um zukunftsfähig zu sein. Er griff dabei Thorens Wort vom „Bruder sein ist mehr“ auf.
In den Podiumsrunden gingen es dann um die konkrete Ausprägung. Zu den Diskussionsteilnehmern gehörten der Mönchengladbacher Oberbürgermeister Felix Heinrichs ebenso wie IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, der im Bundesinnenministerium für Heimat zuständige Staatssekretär Günter Krings oder die frühere Oberbürgermeisterin Monika Bartsch (Gladbacher Tafel) und ihre Freundin Renate Schaffrath (Schaffrath-Stiftung für Soziales). Zu helfen, so die Aussagen, wirke auch für die Helfenden stärkend. Das bestätigten Friedhelm Pauen (Fluthilfe der Korschenbroicher Bruderschaften) und Christoph Kammers (Flutopfer aus Schleiden-Gemünd). Wilfried Jacobs (früher Vorstandschef der AOK Rheinland/Hamburg) betonte: „Heimat ist die beste Medizin“) und Eva-Maria Skoda, Oberärztin an einer LVR-Klinik in Essen, verwies darauf, dass Begegnung und Miteinander das wichtigste Heilmittel gegen die depressiven Tendenzen der Pandemie seien.
Anerkennung für vielfältige Schützenhilfe in Zeiten der Not (Pandemie wie Flutkatastrophe) kam schließlich auch von Heimatministerin Ina Scharrenbach, die mit den Teilnehmern des Bundestages der Schützen am Nachmittag im Borussia-Park zusammenkam.
Dort war Borussenpräsident Rolf Königs Gastgeber („Borussia ist Ganzjahresbrauchtum“) und die Heimatministerin gesuchte Gesprächspartnerin (nicht zuletzt wegen des Vereinsprogramms Neustart Miteinander mit finanziellen Hilfen für Veranstaltungen).
Zu Ehren der anwesenden Europa-, Bundes- und Diözesanmajestäten (alle von Gladbachs Oberbügermeister Felix Heinrichs mit dem OB-Orden ausgezeichnet) inszenierten die Gastgeber im großen Rund des Stadions einen eindrucksvollen Großen Zapfenstreich.
Es spielten das Bundesschützenmusikkorps Kleinenbroich und das Bundesschützentambourkorps Wickrath. Das Kommando hatte Jürgen Zimmermanns vom gastgebenden Bruderrat.
Am Ende des Bundestages der Schützen nahmen alle Teilnehmer neben vielen Eindrücken einen besonderen Trunk mit nach Hause. Die Gastgeber hatten eigenes Altbier mit speziellem Etikett abfüllen lassen „Alt mal“. Das Geschenk ist mit einer Einladung verbunden: Bitte wiederkommen zum Bundesfest 2025 in Mönchengladbach. Rolf Königs hat versprochen, dann den Borussia-Park für 25.000 Schützen zu öffnen.
Fotos: Mario Winkler
Auf youtube sind unter "Schützen Mönchengladbach" Aufzeichnungen aus dem Gladbacher Münster von Dankmesse und Podiumsdiskussion sowie des Großen Zapfenstreichs aus dem Borussia-Park zu finden.