Gladbachs neuer Bezirkskönig heißt Walter Dunkel - Stadtschützenfest 2018 mit verkaufsoffenem Sonntag lockte weit über 20.000 Besucher
Mönchengladbach. Piff, Paff, König. So schnell ging der Vogelschuss noch nie. Mit dem 47. Schuss holte Walter Dunkel aus Ohler-Ohlerfeld beim Bezirkskönigsschießen in Mönchengladbach den Vogel von der Stange. Er war selbst überrascht, als der Holzadler fiel – denn erst gut zwei Minuten nach dem Schuss brach der Vogel plötzlich auseinander. Da stand der nächste Kandidat – Wilfried Rippegarten aus Neuwerk – schon bereit, um abzudrücken. Zu spät. Dunkel (54, Mechaniker) ist neuer „König der Könige“ für 20.0000 Schützen in Mönchengladbach und Korschenbroich. Er setzte sich unter 14 Kandidaten durch. Seine Minister sind die beiden Schützen, die vor ihm auf den Vogel gehalten hatten: Stefan Pitsch (42, kaufmännischer Angestellter aus Wanlo) und Silke Mc Coy (43, Raumausstatterin). Als „heimliche Beobachterin“ hatte Andrea Dunkel ohne Wissens ihres Mannes den Wettbewerb auf dem Kapuzinerplatz verfolgt. Als der Vogel fiel, kam sie nach vorne, küsste ihren Walter und freute sich mit ihm. Dunkel wurde von Schützenchef Horst Thoren als „Feierbiest“ vorgestellt.
Der neue Bezirkskönig für Mönchengladbach und Korschenbroich machte es seinen Bruderschaftsfreunden vor: Rheinisch-fröhlich, stets strahlend, beging „Seine Majestät“ die beiden Festtage, die den 2500 Schützen und ihren 20.000 Gästen alles boten, was Brauchtum ausmacht: Einen spannenden Vogelschuss, eine rauschende Ballnacht (in der neuen Event-Location „Alte Reithalle bei Schaffrath“), eine feierliche Krönungsmesse mit richtungsweisender Botschaft (im tausendjährigen Gladbacher Münster), eine tolle Parade mit fünf Abteilungen und einer historischen Truppe zur Stadtgeschichte (am traditionsreichen Alten Markt im Herzen der Stadt).
Das Stadtschützenfest „krönte“ mit Sonne satt und bester Stimmung die Festsaison in Mönchengladbach. Das Fest kam an, weil die Mischung stimmte, wie Schützenchef Horst Thoren in der Festbilanz des Bruderrates feststellte: „Tradition und Freude bestimmen unser Festgeschehen, das mehr ist als Folklore – für viele Herzenssache.“ Dabei setzten die Gastgeber auch auf das rheinische „Spaß an der Freud“, indem sie in der historischen Truppe zwei Gladbacher Promis (Ex-OB Norbert Bude und Bezirksvorsteherin Barbara Gersmann) als „Zar und Zimmermann“ vorreiten ließen, indem beim Ball aller Majestäten in der Alten Reithalle auch Steckenpferde zum Einsatz kamen, indem zwei Segway-Offiziere (Sebastian Schnock und Heinz-Josef Rebig) mit Elektro-Rollern die Melderfunktion übernahmen.
Und doch war das Fest Brauchtum pur. Besonders feierlich zu spüren in der Krönungsmesse, bei der Schützenchef Horst Thoren und Prediger Ulrich Clancett durch ihre wichtige, ernsthafte Botschaft den Bruderschaftsauftrag „Schutz gewähren“ betonten. In seiner Predigt zog Ulrich Clancett einen Bogen von den beiden Weltkriegen, über die Kölner Aktion „Arsch huh, Zäng ussenander“ bis zu den aktuellen Geschehnissen dieser Tage in Chemnitz. Wesentliche Aussage: Ohne Beteiligung des Herzens oder ohne Herzenswärme und gegenseitiges Verzeihen geling ein echtes Miteinander nicht. Nur mit dem Verstand gelingt selten etwas, wenn das Herz nicht einbezogen wird; man muss auch verzeihen können. Das hatte zum Beginn der Messe auch Horst Thoren betont, indem er „Frieden halten“ auch und gerade auf das persönliche Umfeld, auf Familie, Freunde, Nachbarschaft und Bruderschaft bezog. Ein großes Herz mit der Aufschrift „Verzeih mir“ verkündete dabei das Leitwort der Festmesse, in deren Mittelpunkt die Krönung der neuen Bezirksmajestäten durch Bezirkspräses Pfarrer Johannes van der Vorst stand. Für festlichen musikalischen Rahmen sorgten Sänger aus Holt und die Big Band Sankt Barbara Neuwerk.
Nach den leisen Tönen in der Messe wurde es laut, bliesen zwölf Musikgruppen den 2500 Schützen und ihren 20.000 Gästen den Marsch, hatte General Lothar Erbers (hoch zu Ross mit Frack und Zweispitz) das Kommando über die versammelten 2500 Schützen aus 34 Bruderschaften und Vereinen. Als 1. Hauptmann stand dem General Jürgen Zimmermanns zur Seite, der als Kommandeur des Großen Zapfenstreichs preußische Uniform und Haltung zur Schau trug. Die Parade – mit Beifall des Publikums vor allem für die Kleinsten und für die schmucken Klompenfrauen – endete mit der Europahymne und dem Bekenntnis „Alle Menschen werden Brüder …“, dass die Bruderschaften beim abschließenden Feldlager mit der freundschaftlichen Einladung zum „Prosit auf Tradition und Gemütlichkeit“ verbanden.